GEOMORPHOLOGIE
Was ist Geomorphologie?
Das Wort Geomorphologie ist griechischen Ursprungs und bedeutet so viel wie die Wissenschaft der Formen der Erde bzw. genauer der Erdoberfläche. Im Zentrum der Forschung steht die Frage, wie bestimmte Kräfte (beispielsweise Gravitation, Klimafaktoren, z.B. Frosteinwirkung oder Niederschläge, u.a.), Prozesse (z.B. Steinschlag, Lawinen) und Materialien (z.B. Gesteinsarten, Eis) zusammenwirken, um die Formen der Erdoberfläche hervorzubringen, die wir heute beobachten können. Nicht alle Kräfte und Prozesse werden aktuell beobachtet. Viele Formen sind das Resultat vergangener Prozesse. Zeit ist in der Geomorphologie ein zentraler Faktor, da Prozesse und Formentstehung in sehr kurzen Zeiträumen entstehen können (Sekunden) oder auch extrem lange Zeit benötigen, bis die Formbildung abgeschlossen ist. GeomorphologInnen verwenden verschiedenste Kenntnisse und Methoden, um Erkenntnisse über gegenwärtige und vergangene Entwicklungen treffen zu können. Neben einem grundsätzlichen Systemverständnis bietet diese Erkenntnis die Chance mögliche zukünftige Entwicklungen und Reaktionen, zum Beispiel auf den Klima- und Umweltwandel, abschätzen zu können.
Geomorphologische Forschung ist äußerst spannend und gesellschaftlich sehr relevant. Der Forschungsgegenstand, das Relief der Erdoberfläche, bildet die Grenzfläche zwischen Atmosphäre, Lithosphäre, Pedosphäre, Hydrosphäre und Biosphäre und ist gleichzeitig die Basis für den Lebensraum des Menschen. Aufgrund dieser zentralen Position im Geosystem ist die Geomorphologie eng mit ihren Nachbarwissenschaften verbunden. Beispiele dafür sind die Geologie, die Geotechnik, die Bodenkunde, die Hydrologie oder auch die Gesellschaftswissenschaften.
Ein regionaler Schwerpunkt der Österreichischen Forschungsgruppe für Geomorphologie und Umweltwandel liegt traditionsgemäß im Hochgebirge. Weitere regionale Forschungsschwerpunkte ergeben sich aus der Arbeit der einzelnen Mitglieder in einer Vielzahl von europäischen und außereuropäischen Regionen. Zentrale Forschungsgebiete sind neben Fragen der Grundlagenforschung eng mit den vergangenen, aktuellen und zukünftigen Entwicklungen der Erdoberfläche im Rahmen des Klima- und Umweltwandels. Dabei stehen in Österreich zum Beispiel Landschaftsreaktionen auf das Abschmelzen der Gletscher und des Permafrostes, die Entstehung von Naturgefahren oder die Veränderungen im Sedimentfluss und bei der Bodenerosion im Zentrum der geomorphologischen Forschung in Österreich.
Wie arbeiten GeomorphologInnen?
Eine charakteristische und grundlegende Fähigkeit von Geomorphologinnen und Geomorphologen ist die Fähigkeit, die Landschaft zu lesen. Aufgrund ihres theoretischen Grundverständnisses sind sie in der Lage, komplexe Reliefstrukturen zu erkennen, mit Hilfe der Analyse des oberflächennahen Untergrunds deren Entstehungsprozesse abzuleiten und Abhängigkeiten und Zusammenhänge wahrzunehmen. Ein guter Blick fürs Gelände zeichnet GeomorphologInnen aus.
Zur Untersuchung konkreter Fragestellungen verwendet die Geomorphologie eine Vielzahl an analytischen und interpretativen Techniken, die von der Auswertung von Luft- und Satellitenbildern über die Analyse von Boden- und Gesteinsproben bis zur Anwendung geophysikalischer Methoden zur Untersuchung des Untergrundes reichen. Weitere wichtige Werkzeuge sind Techniken zur Altersbestimmung (z.B. Datierung von Gesteinsschichten) sowie der Einsatz von Computermodellen zur Simulation geomorphologischer Prozesse. Neben modernen, computerbasierten Methoden wird explizit auch auf traditionelle und erprobte Methoden (z.B. Kartierung oder die Analyse von Stratigraphien) zurückgegriffen. Diese Vielfalt an interpretativen und analytischen Methoden spielt bei der Erarbeitung von Lösungen für gesellschaftsrelevante, oft drängende Problemstellungen eine bedeutende Rolle.
Institutionen
Geomorphologische Forschung in Österreich
In Österreich gibt es einerseits universitäre Arbeitsgruppen, die sich schwerpunktmäßig mit geomorphologischen Thematiken im In- als auch Ausland beschäftigen. Dazu gehören Universitäten in Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt. Daneben gibt es auch eine Vielzahl an außeruniversitären Organisationen und Institutionen, die sich mit geomorphologischen Themen im weiteren Sinne beschäftigen. Hierzu gehören beispielsweise das ZAMG, die GBA, Joanneum Research, alpS Research, das IGF oder die Georesearch Forschungsgesellschaft.
Universitäten
- Universität Wien (Institut für Geographie und Regionalforschung)
- Universität für Bodenkultur in Wien (Institut für Alpine Naturgefahren)
- Universität Graz (Insitut für Geographie und Raumforschung)
- Universität Salzburg (Fachbereich für Geographie und Geologie: AG Geomorphologie)
- Universität Innsbruck (Institut für Geographie: Mountain Dynamics Group)
- Universität Klagenfurt (Institut für Geographie und Regionalforschung)
Außeruniversitäre Organisationen und Institutionen
- Zentralanstalt für Meteorologie & Geodynamik in Wien
- Geologische Bundesanstalt in Wien
- Joanneum Research in Graz
- alpS Research in Innsbruck
- Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung in Innsbruck
- Georesearch Forschungsgesellschaft GmbH in Wals
Internationale Geomorphologische Gesellschaften
Darüber hinaus spielen geomorphologische Gesellschaften auf der ganzen Welt eine wichtige Rolle in der Forschungsarbeit. Hier finden Sie eine Auflistung einiger der wichtigsten geomorphologischen Vereinigungen: